Das Herbarium von J.F. Oberlin

Als sich Oberlin im Steinthal niederließ, wurde bei den meisten Krankheiten eine Mixtur aus Olivenöl und Schnaps als Heilmittel eingesetzt. In den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Pfarrer untersucht und klassifiziert J.F. Oberlin alle Pflanzen seiner Umgebung und veröffentlicht diese Ergebnisse im Anschluss. Sein Herbarium setzt sich aus 45 Abhandlungen zusammen. Jede Abhandlung umfasst ca. 25 Untergruppen, in denen die gesammelten Pflanzen in Arten bzw. Gattungen unterschieden werden.

Die Klassifizierung der ersten 34 Abhandlungen erfolgte in Anlehnung an Linné. Drei Abhandlungen tragen die Bezeichnung „Das Herbarium von Waldersbach“. Die Unterteilung erfolgt hier in 3 Klassen:

Klasse 1: Nutzpflanzen,
Klasse 2: 1.  Ordnung: seltsame Pflanzen
                   2. Ordnung: Blumen.
Klasse 3: 1.  Ordnung: Heilpflanzen
                   2. Ordnung: gefährliche Pflanzen.

Ein andere Abhandlung trägt die Bezeichnung „Klasse 2: seltsame Blumen und Pflanzen“. Die beiden Abhandlungen „Gräser der Wiese St. Jean“ und „Gräser meines Obstgartens, 1781“ stehen in Verbindung mit den Abhandlungen „Das Herbarium von Waldersbach“.

Une planche de l'herbier

Ein Ordner trägt die Bezeichnung „Ungeordnete Pflanzen“. Darin sind Pflanzen ohne Beschriftung enthalten, die beiden letzten Abhandlungen heißen „Unbekannte Pflanzen“. Die Namen der Pflanzen stehen auf Schildchen, sie werden entweder auf Lateinisch, Französisch, Deutsch und Elsässisch oder in lokaler Mundart angegeben. Einigen Blättern hat Oberlin ebenfalls die lateinische Bezeichnung der Art und der Gattung beigegeben, Ort und Tag des Fundes und eine Klassifizierungsnummer. Die Pflanzen stecken in den Schildchen. Einige Blätter weisen Illustrationen oder Anmerkungen auf, in denen auf die Schwierigkeiten bei der Bestimmung hingewiesen wird. Für Heilpflanzen benutzt er die Klassifizierung nach R. Spielmann, die Pflanzen werden hier nach ihren Eigenschaften geordnet: nahrhaft, stärkend, aufweichend bzw. entspannend, anregend, lindernd - einschläfernd, mildernd, abführend und giftig. Das Ergebnis seiner Forschungen veröffentlichte er in Form von Anschauungskarten zu Unterrichtszwecken. Auf diesen Karten befinden sich Abbildungen der Pflanzen (Stiche) aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Die französischen, deutschen, lateinischen Bezeichnungen und manchmal auch die Lokalbezeichnung der Pflanzen werden darin aufgeführt. In Grün ist immer der Blütezeitraum angegeben, in Rot sind wissenschaftliche Hinweise und in Schwarz die Bezugssysteme laut Linné zu finden. Diese Karten wurden den damaligen Lehrkräften zur Verfügung gestellt.
Auf einigen Tafeln des Herbariums sind diese Karten zu finden.